Bezirksverband Berlin-Marzahn der Gartenfreunde e. V.
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Verfasst am 04.08.2018 um 00:48 Uhr

Folge 21 – Kloster und Klostergarten Neuzelle

Neuzelle ist eine Gemeinde mit zwölf Ortsteilen des Amtes Neuzelle im Landkreis Oder-Spree im Südosten von Brandenburg und zugleich ein staatlich anerkannter Erholungsort. Neuzelle hat ca. 4.300 Einwohner. Der Name Neu Zelle (Nova Cella) leitet sich von der im Jahr 1268 gegründeten Zisterzienserabtei ab. Es handelte sich um eine Ausgründung des im sächsischen Nossen ansässigen Mutterklosters Altzella (Cella). Ursprünglich wurde der Ort in slowinzischer und sorbischer Sprache als Slawin erwähnt. Eines der wichtigsten Unter-nehmen der Gemeinde ist die Klosterbrauerei Neuzelle. Überregional bekannt ist das Schwarzbier mit Zuckersirupzusatz „Schwarzer Abt“. Das Kloster Neuzelle ist die bekann-teste Sehenswürigkeit und die bedeutendste barocke Klosteranlage des Landes Brandenburg. 


Das Kloster wurde 1268 von Heinrich III., Markgraf von Meißen, gestiftet. Der Kloster-komplex wurde zwischen 1300 und 1330 errichtet. Im Mittelalter wurde eine umfangreiche Grundherrschaft mit über 30 Dörfern, Fürstenberg (Oder) und der Burg Schiedlo errichtet. Während der Hussitenkriege wurde im Jahr 1429 das Kloster zerstört und später wieder aufgebaut. Auch im Dreißigjährigen Krieg wurde die Klosteranlage schwer beschädigt. Die spätgotische Anlage erfuhr ab 1650 eine prachtvolle barocke Umgestaltung nach böhmi-schem Vorbild. Die sächsische Niederlausitz kam in Folge des Wiener Kongresses zu Preußen und das Kloster wurde durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. im Jahr 1817 säkularisiert. 1955 wurde das Stift Neuzelle verstaatlicht und 1996 in eine Stiftung überführt. Im Zeitraum 1993 bis 2018 wurde die Klosteranlage saniert. Im Jahr 2004 wurden der barocke Klostergarten und die Orangerie nach einer aufwendigen Rekonstruktion wieder-eröffnet. Das Kloster soll wiederbesiedelt werden. Die ersten vier Mönche übersiedelten im August 2017 nach Neuzelle. Im Jahr 2018 wird das 750-jährige Gründungsjubiläum des Klosters mit über 100 Veranstaltungen gefeiert.

Zum weitläufigen Klostergelände gehören eine Veilzahl von Anlagen und Gebäuden. Dazu gehören: Klosterteich, Hauptportal, Stiftskirche St. Marien, Kreuzgang und Klostermuseum, Stiftsplatz, Museum Himmlisches Theater, Obstgarten, Gartenpforte, Klostergarten, Wein-berg, Evangelische Kirche zum Heiligen Kreuz und Südportal.

Das überwältigendste Gebäude ist die Stiftskirche St. Martin. Die prungvolle Innenaus-stattung ist vollständig erhalten. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde das ursprüngliche gotische Gotteshaus zu einem wahren Juwel des Barocks umgestaltet. Dabei schufen italienische und böhmische Künstler ein künstlerisches Gesamtkunstwerk. Heute zählt die Stiftskirche zu einer der bedeutendsten Kirchen Mitteleuropas.

Im Klostergang und Klostermuseum veranschaulicht eine Ausstellung mit wertvollen Exponaten die Klostergeschichte seit seiner Gründung im Jahr 1268 sowie die Wechselbeziehungen zum religiösen und politischen Zeitgeschehen in Deutschland und Europa. Klostergang und Klostermuseum verfügen über repräsentative Kreuzrippengewölbe und Malereien aus dem Mittel- und Spätmittelalter.  Zum Jubiläumsjahr 2018 wurden digitale Medienstationen geschaffen und vorhandene Ausstellungsstücke werden durch interessante neue Details ergänzt.

Das Museum Himmlisches Theater zeigt den wertvollsten Klosterschatz, die europaweit einzigartigen Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab aus dem Jahr 1750. Wie ein monumentales barockes Kulissentheater wird das Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi auf riesigen Leinwänden und Holztafeln bebildert. Im Kutschstallgebäude gibt eine einführende Ausstellung Erläuterungen zu einer kultur- und religionsgeschichtlichen Einordnung.

Die evangelische Kirche zum Heiligen Kreuz wurde an der Klostermauer erbaut und diente bis zur Säkularisierung des Klosters 1817 der Pfarrseelsorge für die katholischen Gläubigen. Danach wurde die Kirche den Protestanten zur Nutzung übergeben. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche zu einer Kreuzkuppelkirche umgebaut und vergrößert. Auch diese Kirche schwelgt im Barock. Das Fresko in der Kuppel misst 128 Quadratmeter und lässt die Gläubigen im wahrsten Sinne des Wortes in den Himmel schauen.

Der Klostergarten wurde 1760 im „französischen Geschmack“ umgestaltet. Er ist der einzige Barockgarten in Brandenburg und zugleich einer der bedeutendsten Gartenanlagen Deutschlands. Der fünf Hektar große Park wurde in den letzten Jahren nach Originalplänen von 1758 wiederhergerichtet. Mittelpunkt des Klostergartens bildet die Orangerie.In den Sommermonaten öffnet sie als Cafe. In der Orangerie werden kulturelle Events veranstaltet und Eheschließungen vorgenommen.  Vom Garten hat man einen der schönsten Ausblicke auf die Oderlandschaft. 


Im Jahr 2015 wurde im Klosterhotel eine Schaubrennerei eröffnet. Bei Führungen kann das Brennen hautnah erlebt werden. Die Klosterbrauerei ist die letzte produzierende Klosterbrauerei im Land Brandenburg. Seit über 400 Jahren wird nach alter handwerklicher Tradition Bier gebraut. Auch hier werden Führungen mit anschließender Verkostung angeboten. 


Text und Fotos: Andreas Rinner, August 2018