Bezirksverband Berlin-Marzahn der Gartenfreunde e. V.
Verfasst am 11.01.2019 um 11:18 Uhr

Marzahner Gartenfreunde für Erhaltung biologischer Vielfalt

Anläßlich der Grünen Woche 2018 in Berlin wurde eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Landesverband Berlin der Gartenfreunde e. V. und der Stiftung Naturschutz Berlin abgeschlossen. Die Vereinbarung wurde vom Präsidenten des Landesverbandes der Gartenfreunde Günter Landgraf und dem Stiftungs-ratsvorsitzenden der Stiftung Naturschutz Berlin Stefan Tidow unterzeichnet.


Zur praktischen Umsetzung der Kooperationsvereinbarung ist die Einbeziehung möglichst vieler Gartenfreunde erforderlich. Deshalb lud der Bezirksverband Marzahn der Gartenfreunde Vorstandsmitglieder und Fachberater seiner Vereine zu einer Informationsveranstaltung am 9. Januar 2019 in das Umweltbildungszentrum Kienbergpark ein.

Ziel der Zusammenkunft mit drei Vertetern der Stiftung Naturschutz Berlin war es, in den Vereinen Anregungen und Ideen für konkret umsetzbare Projekte zu sammeln, die dann Eingang in eine Kooperationsvereinbarung   des Bezirksverbandes Marzahn der Gartenfreunde und der Stiftung Naturschutz Berlin finden könnten.

Die Informationsveranstaltung wurde von Gert Schoppa vom geschäftsführenden Vorstand des Bezirksverbandes Marzahn der Gartenfreunde eröffnet. Neben den drei Gästen und zugleich Referenten der Stiftung Naturschutz Berlin konnte er 24 Gartenfreunde begrüßen. Unter dem Motto „Gemeinsam für biologische Vielfalt in Berlin“ sollten sich auch die Kleingärtner noch mehr für Natur- und Klimaschutz einsetzen sowie bei der Erforschung und Erhaltung der biologischen Vielfalt mitwirken. Dies ist angesichts der zunehmenden Flächenkonkurrenz in Berlin wichtig, um belegen zu können, von welch immenser Bedeutung die Kleingärten für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und als grüne Lungen gerade in einer Großstadt für ihre Einwohner sind. Gert Schoppa rief dazu auf, dieses Thema auf die Tagesordnung ihrer Vorstandssitzungen zu  setzen und bis Mitte Februar 2019 ihre Ideen und geeignete Vorhaben dazu dem Bezirksverband mitzuteilen, damit diese in eine im Frühjahr 2019 abzuschließende Kooperationsvereinbarung aufgenommen werden können.

Der stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Naturschutz Berlin Reinhard Schubert stellte den Teilnehmern der Informationsveranstaltung zunächst die Stiftung Naturschutz Berlin vor, die bereits seit dem Jahr 1981 existiert. Danach ging er auf die Kooperationsvereinbarung der Stiftung mit dem Landesverband Berlin der Gartenfreunde e.V.  von 2018  ein.

Als Handlungsgrundlagen für die Zusammenarbeit gelten das Bundeskleingartengesetz, die Satzung des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde e.V., das Gesetz über die Stiftung Naturschutz Berlin, die Konvention über die Biologische Vielfalt, die Nationale Biodiversitäts-strategie sowie die Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt.

Anschließend gab er Erläuterungen zu den definierten Handlungsfeldern der Kooperations-vereinbarung, für die gemeinsame Maßnahmen und Aktionen entwickelt werden.

Die Handlungsfelder konzentrieren sich auf folgende Themengebiete:

  • Wildpflanzen
  • Kulturpflanzen
  • Wildtiere
  • Kompostwirtschaft/Verwendung von Torf
  • Umweltbildung/Naturschutzerfahrung
  • Öffentlichkeitsarbeit


Reinhard Schubert hatte zwei Mitarbeiter der Stiftung mitgebracht, die zu unterschiedlichen Schwerpunkten arbeiten, um themennah Anknüpfungspunkte für die Zusammenarbeit der  Stiftung mit den Kleingärtnern erörtern und Fragen der Anwesenden beantworten zu können.

Justus Meißner ist Experte für Florenschutz und hat bereits im Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf im Gebiet Biesenhorster Sand zur Biodiversität geforscht, insbesondere zu artenreichen Rasenflächen. Er äußerte die Vorstellung, dass auf Gemeinschaftsflächen der Gartenvereine Magerrasenarten und Wildpflanzen wachsen könnten wie (z.B. seit der IGA Berlin 2017 ) schon im Archepark und die Stiftung dies durch Bereitstellung von Samen und Beratung der Gartenfreunde unterstützt.

Als Vertreterin des Ressorts Fauna sprach Mira Sandrock von der Stiftung zu den Gartenfreunden. Sie stellte auch technische Hilfsmittel vor, mit denen nachtaktive Tiere nachgewiesen werden können. Den Gartenfreunden offerierte sie als Angebot der Stiftung die kostenfreie Ausleihe von Wildtierkameras mit Speicherkarte und von Tonaufzeichnungsgeräten, die anhand der Frequenz-aufzeichnung bei der Bestimmung unterschiedlicher Fledermausarten hilfreich sind. Den Schwerpunkt ihrer Präsentation bildete die Vorstellung des Projekts Artenfinder. Der Artenfinder ist eine Plattform, wo Bürger und Experten Beobachtungen zu Tieren, Pflanzen und Pilzen zur Erfassung melden können und diese Meldungen dem hauptamtlichen Naturschutz zur Verfügung  stellen. Die Fotos/Videos der aufgefundenen Arten sowie Angaben zu Ort und Zeit der Sichtung werden nach Überprüfung durch den behördlichen Naturschutz in den Artenfinder aufgenommen (www.artenfinderberlin.de).


Dank der konkreten Ausführungen der Vertreter der Stiftung Naturschutz Berlin über ihre  Projekte, Arbeitsweise und Einbindung aller Interessierten zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in Berlin kamen Fachleute und die anwesenden Kleingärtner sofort ins Gespräch. Die Gartenfreunde brachten zum Ausdruck, dass sie die Natur lieben, pflegen und schützen, sowohl in ihren Gärten und auf den Gemeinschaftsflächen und da die Natur am Gartenzaun nicht halt macht auch darüber hinaus. Weil Kleingärtner neugierig und wissbegierig sind, freuen sie sich über eine künftige Kooperation mit den Naturschutzverantwortlichen und Fachleuten, von der beide Seiten nur profitieren werden. Die Gartenfreunde können ihre Beobachtungen zur biologischen Vielfalt einbringen, durch Ratschläge der Stiftung zum Erhalt und zur Förderung der Arten im Garten beitragen und letztendlich damit einen Beitrag zur Aufwertung der Bedeutung der Kleingarten-anlagen für Klimaschutz und biologische Vielfalt in der Stadt Berlin leisten.


Konkrete Fragen und Anknüpfungspunkte ergaben sich in der Diskussion u.a. für:


  • gemeinsame Begehungen von Parzellen mit Gartenteichen, um Amphibien zu erfassen
  • geeignete Flächen für Trockenwiesen und Wildblumen auszuwählen und dafür Samen aus geprüften Quellen bereitzustellen
  • frühzeitig auf öffentlich zugängliche Veranstaltungen zum Naturschutz beider Partner hinzuweisen und gegenseitig Teilnehmer zu entsenden
  • Unterstützung bei Schulung/Ausbildung von Fachkräften für die Pflege und den Schnitt von Obst- und Wildobstgehölzen
  • Austausch von Katalogen/Listen seltener und bedrohter Arten, die auch in Gärten ihren Lebensraum haben
  • Aktionstage in Gartenanlagen mit Stiftungsbetreuung organisieren, um von den Gartenfreunden bereits festgestellte, ihnen aber unbekannte Arten zu klassifizieren mit Hilfe des Artenfinders
  • Bestimmung von Fledermausarten, die in Gärten gesichtet wurden und artgerechte Auswahl und Platzierung von Fledermauskästen
  • Ausleihe von Wildtierkameras und Tonaufzeichnungsgeräten von der Stiftung Naturschutz zur Erfassung von Tieren in Gärten während der Abwesenheit der Gartennutzer

Viele Marzahner Kleingärtner sind durch ihre Gärten schon sehr naturverbunden und leisten ihren Beitrag zur Bewahrung der biologischen Vielfalt. Durch die neuen Partner von der Stiftung Naturschutz Berlin werden die Gartenfreunde ihr Engagement für Naturschutz qualitativ verbessern können. Dieses Engagement sollte auch an die Öffentlichkeit herangetragen werden, seien es nun die Bewohner in der Nachbarschaft und Spaziergänger in den Kleingartenanlagen oder Besucher von Veranstaltungen, wo sich Gartenvereine präsentieren.

Nach Ansicht von Reinhard Schubert von der Stiftung Naturschutz Berlin und von Gert Schoppa vom Bezirksverband Marzahn der Gartenfreunde e.V. wären die besten Gelegenheiten für die Präsentation erster Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit für den Naturschutz der „Lange Tag der Stadtnatur“ am 25. und 26. Mai 2019 sowie das Bürgerfest zum vierzigjährigen Bestehen des Stadtbezirks Marzahn-Hellersdorf am 15. Juni 2019 in den „Gärten der Welt“.


Text und Fotos:  Ursula und Klaus-Dieter Bernitz

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