Der (fast) vergessene Kräutergarten - 

KGV am Cracauer Anger, Anlage Immergrün

Liebe Kleingärtner*Innen,

erinnern Sie sich noch an die Bundesgartenschau 1999 in Magdeburg? 

Natürlich tun Sie das. Auch heute ist ja noch viel los auf dem Gelände des Elbauenparks. 

Was aber kaum jemand weiß: Im Rahmen der Gestaltung des BUGA-Geländes wurde auch der anliegende Kleingärtnerverein „Am Cracauer Anger, Anlage Immergrün“ für die Öffentlichkeit hergerichtet. Es wurde viel investiert, ein neues Vereinsheim samt Spielplatz entstand, Wege wurden geschottert und die Elektroanlage neu verlegt. Pächter gaben Teile ihrer Parzelle für Vorbeete ab und ein einheitlicher Zaun wurde gebaut.  

Überdies entstand ein (gar nicht so) kleiner Kräutergarten. Auf dem Grundstück einer etwa 300 Quadratmeter großen Parzelle wurden Beete mit über 50 verschiedenen Kräuterpflanzen angelegt. Alles unter besonderer Berücksichtigung von Natur- und Vogelschutz und mit professioneller Hilfe einer Landschaftsarchitektin. Hier fanden nicht nur bekannte Küchenkräuter einen Platz im Beet. Schnittlauch, Dill, Petersilie, Rosmarin, Thymian, Minze oder auch Safran wuchsen so neben eher unbekannten Heilkräutern, wie Beinwell, Heilgeist, Steinquendel oder Alant. 

Und es war viel los zur BUGA! Volle Busse fuhren vor und Führungen fanden von morgens bis abends statt. Ein Foto der Anlage ist sicher noch immer in dem ein oder anderen Fotoalbum zu finden. Doch das ist nun schon mehr als 24 Jahre her. Wie sieht es heute in der Anlage aus und kümmert sich noch jemand um den Kräutergarten? 

Der Einladung des Vereinsvorstandes folgten vor einiger Zeit Vorstandsmitglieder des Verbandes der Gartenfreunde Magdeburg e.V. Und der Besuch vor Ort zeigt: Auch heute noch kümmern sich die Pächter liebevoll und nach eigenen Vorlieben nicht nur um die Gestaltung ihrer Gärten und Vorbeete. Auch der Kräutergarten wird fleißig gepflegt und das noch immer nach dem ursprünglichen Plan der Fachfrau. Die umfangreiche Sammlung musste zwar ein wenig reduziert werden, doch legen die Gartenfreunde weiterhin großen Wert auf den Erhalt der Beete. Nicht nur aus der jährlichen finanziellen Unterstützung des Verbandes, auch aus eigenen Mitteln werden stetig Kräuterpflanzen ersetzt und neu angepflanzt. Einige Seltenheiten sind allerdings heute kaum noch lieferbar oder in unserem Klima nur schwer zu kultivieren und können somit nicht mehr gezeigt werden. Über die Jahre ist der ein oder andere Pächter so selbst zu einem kleinen Kräuterexperten geworden. Denn nicht nur Licht- und Bodenanforderungen gilt es zu beachten, auch der Wasserbedarf ist recht unterschiedlich. Und gerade das Bewässern ist bei den aktuellen klimatischen Bedingungen regelmäßig notwendig. Hierfür stellt die Pächterin eines Nachbargartens ihren Brunnenschluss zur Verfügung, wertvolles Trinkwasser wird also nicht vergeudet. 

Im Rahmen ihrer Aufbaustunden, aber auch darüber hinaus beseitigen die Kleingärtner regelmäßig Beikraut, pflegen die Bienenwiese und säubern die Steinwege im Kräutergarten. Natürlich darf dafür auch ein wenig geerntet werden. Überwiegend belassen die Mitglieder jedoch die Kräuter ihrem Wachstum und so stehen die blühenden Pflanzen den Insekten als wichtige Nahrungsquelle zur Verfügung. Auf eine heute noch selten zu sehende Mispel (Steinapfel) am Kräutergarten sind die Mitglieder ebenfalls stolz.

Im Jahr 2019 kam der Verein dann sogar ins Fernsehen. Das durch die BUGA spendierte Vereinsheim war bereits marode und musste dringend saniert werden. Mit Hilfe der MDR-Sendung „mitmachen statt meckern“ und viel Einsatz des damaligen Vereinsvorstandes und ihrer Mitglieder wurde das Dach geflickt, morsche Bretter ausgetauscht und eine neue Wassersperre gebaut.

Die Anlage am Elbauenpark umfasst 75, überwiegend belegte Parzellen und bei einem Rundgang wird schnell klar: Hier gibt es nicht nur den üblichen Schrebergarten, wie sich viele ihn vorstellen, mit sauberen Beeten und viel Anbaufläche von Obst Gemüse. Auch naturnahe, insektenfreundliche und umweltbewusst gestaltete Gärten mit Mischkulturen haben ihren Platz im modernen Kleingartenwesen gefunden.

Auch heute noch sind die Tore des Vereins ganztägig für interessierte Besucher geöffnet, negative Erfahrungen mit Gästen oder gar Vandalismus gab es bisher nicht. Überdies möchte der Verein gerne mehr mit der Öffentlichkeit zusammenarbeiten. Aktuell bietet man Schulen in der Nähe Klassenführungen an, um mehr über das Gärtnern im Allgemeinen zu zeigen, aber auch mehr über die im Kräutergarten wachsenden Heil- und Küchenkräuter zu erfahren. Vielleicht finden sich ja hier die Kleingärtner von Morgen.

Wenn Sie Interesse an einem Besuch mit Führung durch die Anlage haben, erhalten Sie die Kontaktdaten über unsere Geschäftsstelle, 

Tel. 0391/2540284 oder info@gartenfreunde-md.de