Um 1878 war das Gelände unseres heutigen Gartenvereins ein Feld. Vorher hatte der Boden der Lehmgewinnung für eine Ziegelei gedient. Im östlichen Teil erhob sich ein Hügel, der im Volksmund „der Berg“ genannt wurde. Dicht dabei war ein Badeteich der von Birnbäumen bewachsen war. Im jetzigen Park des ehemaligen Besitzes von Brauer Dr. Ulrich war damals ein größerer Sumpfstreifen, der sich bis an den Charlottenhof hinzog. Die damaligen Einwohner Lindenaus waren noch erdverbunden. Deshalb kamen der „alte Kind“, eine knorrige Erscheinung, Dünnebier, ein kleiner lebendiger Sachse und Eduard Rentsch, genannt „der Selleriebauer“ überein, das östlich und westlich der heutigen Angerstraße gelegene Land urbar zu machen. Sie marschierten zum Rittergut Breitenfeld und wandten sich dort an den Rittergutsbesitzer Bach. Der gab ihnen willig Gehör und überlies ihnen das Land auf eine Reihe von Jahren kostenlos zur Bearbeitung. Später mussten sie dann eine Jahrespacht von 5 Pf. je Quadratrute abführen.
Als führende Persönlichkeit dieser losen Gemeinschaft schälte sich Kind immer mehr heraus. An diesen wandten sich daher auch im Laufe der Jahre sämtliche Bewerber wegen Abgabe von Land. Die zu bearbeitenden Flächen wurden den zunächst nur wenige Köpfe umfassenden Feldpächtern zu ausgedehnt, weshalb sie zur Abgabe von Land bereit waren. An der Grenze zum Charlottenhof bauten Fuss, Heidenreich und Hecht und zwischen Anger- und Erich-Köhn-Straße baute Richter Korn und Runkelrüben an. Später erfolgte die weitere Teilung der Parzellen, so dass um 1894 bereits eine Gemeinschaft von über 20 Bewirtschaftern bestand. Das Gelände lag frei, Einzäunungen waren nicht vorhanden. Die ersten Bäume wurden etwa 1887 gepflanzt.
Eine besondere Bedeutung in unserem Verein kam Hermann Ziegler zu. Sein Garten grenzte um 1892 an das Gelände des Brauers Ulrich, genau dort, wo in einem Eishaus Bier gelagert wurde. Ziegler schaffte es, dass er regelmäßig ein Fass Bier geliefert erhielt, das gleich über den Zaun gehoben wurde. Das Bier wurde zunächst nur an die engere Verwandtschaft verkauft; später erweiterte sich der Kundenkreis immer mehr. Die inzwischen heranwachsenden Kinder der Gärtner wurden mit dem Abholen des Bieres beauftragt. Die Gärten waren nicht durch Nummern gekennzeichnet, weshalb ihnen die Schwengelpumpe vor der Laube Zieglers als Richtungspunkt angegeben wurde. Die „Rote Plumpe“ wurde deshalb Wegweiser für viele Durstige und ist bis heute ein Begriff, den jeder alteinsessige Lindenauer kennt.
Später wurde das Gelände immer weiter parzelliert, was der Anlage einen ländlichen Charakter verlieh. Im Jahre 1911 sind bereits 95 Pächter namentlich nachweisbar. Der Amtmann Bach war inzwischen verstorben. Das Grundstück wurde an 4 Erben aufgeteilt:
- Rittergutsbesitzer Werner Bach auf Ottendorf, Kreis Sprottau in Schlesien und auf Breitenfeld bei Leipzig.
- Rittergutsbesitzer Carl Bach auf Eptingen bei Mügeln Kreis Halle.
- Martha verehelichte Ministerialrat Römers geborene Kelner in Bückeburg.
- Laura verehelichte Pflüger geborene Kelner in Bremen.
Mit der Nachlassverwaltung wurde der damalige Justizrat Theile in Leipzig vertraut. Dieser legte Wert darauf, nur mit einer verantwortlichen Person zu verkehren. Er veranlasste deshalb die Gründung eines eingetragenen Vereins. Am 5. Februar 1912, abends 8:45 Uhr fand die Gründungsversammlung im „Goldenen Adler“ statt. Unser Verein ist am 16. April 1912 in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Leipzig als „KGV Bach’sche Erben e.V.“ eingetragen worden.
(Quelle Umwelt-Consult: Der erste Vorsitzende war der Zimmermann Herr Gustav Hermann Geidel. Die Berufe der anderen 8 Herren waren mit Werkmeister, Bürovorsteher, Bäckermeister, Schlosser, Möbelpacker, Zimmerpolier und Markthelfer angegeben.)
Die Eintragung ins Vereinsregister wurde dann mit einer Anzeige in der „Leipziger Zeitung“ bekanntgegeben. Diese Anzeige kostete 3,50 Mark.
Mit den Kindern des Gartenvereins wurden regelmäßig Spielnachmittage durchgeführt. Im Jahr 1925 war Otto Barth der Spielleiter. Er hat für die Zeitschrift „Garten und Kind“ vom September 1925 nachstehenden Artikel verfasst:
„Vom 30. Juli bis 05. August nahmen auf Einladung des Bezirks Ölsnitz im Erzgebirge 40 Kinder unseres Vereins an einer Schreberjugend-Werbewoche teil, um richtiges Schreberleben zu zeigen. Aufgenommen und aufs Beste bewirtet wurden die Kinder von den Schrebergärtnern in Ölsnitz, später in Lugau und Stolberg. So mancher Verein in Leipzig muss sich hinter dem verstecken, was im Bezirk Ölsnitz in Punkte Vereinshäuser geschaffen worden ist. Die angetroffenen Vereinshäuser waren alle Musterstätten und so recht geeignet, die Schreberjugend im Sinne unserer Bewegung zu erziehen. Nur an einem krankte es, und das sind die Spielleiter selbst. Der gute Wille einzelner ist vorhanden, aber es fehlt die Ausbildung, und ohne diese ist eben nichts möglich. Sache unseres Landesverbandes wird es sein müssen, unseren Freunden im Erzgebirge jede nur denkbare Unterstützung zuteil werden zu lassen“.