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Verfasst am 14.04.2018 um 16:00 Uhr

Bienen sind Feinschmecker

Viele Bienenarten sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert

Wenn wir an Bienen denken, kommt uns meist zuerst die gemeine Honigbiene in den Sinn. Honigbienen sind die effektiven Allesfresser unter den Bienen. Sie leben in großen Völkern, die im Sommer aus ca. 50.000 Individuen bestehen und mit einer Größe von etwa 10.000 Tieren überwintern. Wenn sie auf Nahrungssuche gehen, sind sie nicht besonders wählerisch, sie sind Generalisten. Sie nehmen alles an Pollen und Nektar an, was als Nahrungsangebot zur Verfügung steht. Diese Lebensweise nennt sich polylektisch. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Blüten nach dem Zufallsprinzip besucht werden. Auch polylektisch lebende Arten können bestimmte Pflanzen oder Pflanzengruppen bevorzugen und andere im Gegenzug meiden, selbst wenn diese im Überfluss vorhanden sind.

Honigbienen bevorzugen Massentrachten und fliegen bereits ab einer Temperatur von ca. 12°C.

Zu den Massentrachten zählen u.a. Obstgehölze, Löwenzahn, Raps und Klee.

Bienen sind äußerst friedliebende Tiere, die nur sehr selten stechen. Schließlich bedeutet der Stich für sie das Todesurteil. Außerdem stellen sie für uns Gärtner keine Konkurrenz dar. Im Gegenteil! Sie sind effektive Blütenbestäuber, welche uns die Arbeit im Garten erleichtern, für uns die Blüten bestäuben und somit den Grundstein für eine ertragreiche Ernte legen.


Wildbienen – die Einzelkämpfer unter den Bienen

In Deutschland ist das Vorkommen von rund 560 Bienenarten neben der Honigbiene belegt (Österreich: 690 Arten,  Schweiz 617 Arten). Diese werden als Wildbienen bezeichnet. Die kleinsten von ihnen sind gerade einmal 4 Millimeter lang, die größten fast 3 Zentimeter (zum Vergleich: eine Honigbienen-Arbeiterin misst ca. 1,2 cm).

Die meisten Wildbienenarten leben solitär oder in sehr kleinen Gruppen.  Etwa ein Drittel der in Deutschland lebenden, nestbauenden Wildbienen lebt oligolektisch, also an eine bestimmte Pollenart gebunden. Diese Bienen sammeln auch beim Vorhandensein anderer Pollenquellen ausschließlich Pollen einer bestimmten oder nah verwandten Pflanzenart.

In Mitteleuropa gibt es Beziehungen oligolektischer Bienenarten zu insgesamt 27 Pflanzenfamilien, innerhalb der jeweiligen Familie kann es aber auch noch weitere Spezialisierungen geben.

In der Regel sind die Blühzeiten der spezifischen Pollenquellen mit den Flugzeiten der entsprechenden oligolektischen Arten identisch, daher besitzen sie meist nur eine einzige Generation im Jahr. Da viele Pflanzen nur kurze Blühzeitfenster haben, lassen sich auch die Bienen nur wenige Wochen im Jahr sehen.

Staatenbildende Bienen wie die Hummeln und einige Furchenbienen-Arten sind ausnahmslos polylektisch. Während solitär lebende Bienen nur eine relativ kurze Flugzeit von 4–12 Wochen besitzen und deshalb eine Bindung an eine bestimmte (oder wenige) Pollenquellen zweckmäßig sein kann, leben die Kolonien von sozialen Arten deutlich länger. Ihre Flugzeit entspricht demnach nicht der Blühdauer einer als Pollenquelle genutzten Pflanzenart. Soziale Arten können es sich schlichtweg nicht leisten wählerisch zu sein und oligolektisch zu leben.

Unter den Wildbienen gibt es aber auch ausgesprochene Pollengeneralisten wie z.B. die Mauerbiene, deren Vertreter 18 Pflanzenfamilien als Pollenquellen nutzen oder die Sandbiene, welche 17 Pflanzenfamilien als Pollenquellen anfliegt. Wenn man dies auf alle nestbauenden Bienen bezieht, überwiegt der Anteil der polylektischen gegenüber den oligolektischen Arten.

 

Auf das richtige Nahrungsangebot achten

Grundsätzlich sollten Sie bei der Bepflanzung im Garten bienenfreundliche Pflanzen bevorzugen. Hierzu gehören ungefüllte Blüten mit einem hohen Anteil an Pollen und Nektar. Außerdem sollten Sie auf eine möglichst artenreiche Bepflanzung achten. Je größer die Vielfalt, desto größer auch das Spektrum für spezialisierte Blütenbesucher.

Die unterschiedlichen Bereiche im Garten bieten vielfältige Möglichkeiten für Insekten ein geeignetes Nahrungsangebot zur Verfügung zu stellen. Im Gemüsebeet beispielsweise empfiehlt sich der Anbau von Kulturen, die Bestäuber benötigen (z.B. Leguminosen). Einen Teil des angebauten Gemüses sollten wir den Bienen und anderen Insekten zukommen lassen. Das bedeutet, dass wir von unserem angebauten Gemüse einige Pflanzen in Blüte gehen lassen sollten. Dies ist zum Beispiel bei Lauch, Zwiebeln oder auch Brokkoli problemlos möglich und sieht im Beet außerdem dekorativ aus.

Im Staudenbeet sind hingegen Glockenblumen, Sonnenhut und Fetthenne bei Bienen sehr willkommen. Aber auch ein- und zweijährige Pflanzen wie Sonnenblumen, Ringelblumen, Fingerhut und Akelei werden gerne besucht. Mit Zwiebelgewächsen wie Schneeglöckchen oder Krokus können wir den Bienen auch im sehr zeitigen Frühjahr bereits Nahrungsquellen zur Verfügung stellen, wenn diese noch recht rar sind.


Viele Arten sind bereits gefährdet

Wildbienen sind von einem alarmierenden Rückgang betroffen. Jede zweite Art steht bereits

auf der „Roten Liste“ und gilt als gefährdet! Wir alle können diesen überaus friedfertigen Summern mit einfachen Mitteln in unseren Gärten sehr wirkungsvoll helfen - sogar auch auf Balkonen und Terrassen.

Es ist höchste Zeit, etwas für Wildbienen und Einsiedlerwespen zu tun! Jeder kann dazu beitragen, die Lebensbedingungen dieser für das Ökosystem so wichtigen kleinen Helfer zu verbessern.
Ohne geeignete Nistmöglichkeiten können die verschiedenen Arten nicht für Nachwuchs sorgen. An dieser Stelle können Hilfsmaßnahmen ansetzen. Bereits vorhandene, natürliche Nistmöglichkeiten sollten gesichert und weiter ausgebaut werden. Außerdem kann mit speziellen Nistkästen bzw. sogenannten Insektenhotels vielen bedrohten Wildbienen sehr wirkungsvoll geholfen werden. Nützliche Tipps hierzu finden Sie auf den Internetseiten www.wildbienen.info oder www.wildbiene.com.

Miriam Soboll