In den 1970er Jahren erlebte Leipzig-Mockau eine bedeutende Veränderung im Bereich des Wohnungsbaus. Diese Ära war geprägt von umfangreichen städtebaulichen Maßnahmen, die das Gesicht des Stadtteils für immer veränderten. Insbesondere mussten drei Vereine weichen, um Platz für neue Wohnungsprojekte zu schaffen: Der Verein "Neue Hoffnung", der Verein "An den Linden" sowie der Verein "Am Wasserturm". Diese Umbauten und Neugestaltungen markierten einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte Mockaus und hinterließen bis heute ihre Spuren. Als Ersatzbau der drei nun verschwundenen Vereine enstand der Kleingartenverein Theklaer Höhe 1974 auf dem Gebiet des Keulenbergs in Thekla. Ein weiterer Ersatz der Anlagen war die Erweiterung der Kleingartenanlage "Am Wasserwerk" in der Alten Hohe Str. in Mockau.
Der Verein "Neue Hoffnung", an der jetzigen Wendeschleife der Linie 1 gelegen, war sicherlich ein sozialer Treffpunkt für die Bewohner Mockaus. Hier fanden vermutlich nicht nur Veranstaltungen und Versammlungen statt, sondern es entstand auch ein Gemeinschaftsgefühl, das für viele Menschen von unschätzbarem Wert war. Doch mit dem Voranschreiten der städtebaulichen Planungen wurde dieser Ort der Gemeinschaft zugunsten neuer Wohngebäude aufgegeben. Heute erinnert nichts mehr an die vermutliche Bedeutung und den Charme des ehemaligen Vereins "Neue Hoffnung".
Nach einem Besuch im Stadtarchiv Leipzig konnten wir herausfinden, dass der Verein bereits 1942 bestanden hat und als Dauerkleingartenflächen vorgesehen war. Es gab 148 Parzellen, davon waren 60 Lauben verbaut: 27 aus Holz und 33 aus Stein. In den Jahren 1954-1955 wurde eine Umgestaltung der Vereinsflächen vorgenommen. Eine sehr große Fläche für einen Spielplatz war ebenfalls vorhanden, laut dem Plan der Stadt Leipzig vom 05.11.1953.
Am 15.06.1962 wurde das Ende des Vereins bei einer Sitzung des VKSK im Gartenheim der Kleingartenanlage Nordstern beschlossen. Alle Kleingärten der Vereine Am Wasserturm, An den Linden und Neue Hoffnung mussten dem Wohnungsbauvorhaben des Wohnungsbaukomplexes Mockau III weichen. Die Pächter wollten laut Protokoll sofort einen Termin genannt haben, wann sie gehen müssen. Geplant waren damals traditionelle dreigeschossige Wohnungsbauten wie in der Essener Straße mit ausgebauten Läden. Aufgrund der rasanten Stadtentwicklung entschied man sich jedoch für einen viergeschossigen industriellen Wohnungsbau ohne die Möglichkeit des Einbaus von Läden. Mehrzwecksaal, Klubräume mit Gaststätte, Ambulanz und Dienstleistungseinrichtungen sollten erhalten bleiben.50 Jahre später wissen wir, dass drei 16-geschossige Bauten entstanden sind.
Zum damaligen Zeitpunkt wurde den Pächtern noch mitgeteilt, dass vom Verein Neue Hoffnung nur ein kleiner Teil, der untere Teil, weichen müsste. Heute wissen wir, dass es der gesamte Verein war. Es sollte frühestens 1965 gebaut werden, der Baubeginn erfolgte aber erst 1972. Knapp zehn Jahre nach dem angesetzten "ersten" Treffen wurde der Verein aufgelöst und die Theklaer Höhe entstand als Ersatzbau.
Die Geschichte des Vereins "Neue Hoffnung" spiegelt den Wandel der Stadtentwicklung in Leipzig wider. Von einem lebendigen Treffpunkt und Hort der Gemeinschaft entwickelte sich das Gebiet zu einem Teil des städtischen Wohnraums, wobei der ursprüngliche Charme und die Bedeutung des Vereins verloren gingen. Die Erinnerung an diesen Ort bleibt jedoch im Gedächtnis derer, die ihn erlebt haben, und in den Dokumenten, die seine Geschichte bewahren. Leider lässt sich im Stadtarchiv Leipzig zu diesem Verein keine weitere als die o. g. Informationen finden; die Aufzeichnungen des ehemaligen Kleingartenamts reichen bis 1922 zurück. Auch in den Versicherungsunterlagen zwischen 1936 und 1945 ist der Verein nicht zu finden, weshalb er vermutlich in der Tat erst um 1942 entstanden ist und bereits 1972 wieder weg musste. 30 Jahre sind sehr wenig für einen Kleingartenverein.
Ähnlich erging es dem Verein "An den Linden", der sich hinter dem heutigen Brockhaus-Gymnasium befand und sich bis zum heutigen Kletterturm zog. Auch dieser Ort musste den Plänen für den Wohnungsbau weichen und verschwand somit aus dem städtischen Bild. Die Erinnerungen an die Aktivitäten und das Leben in diesem Verein bleiben jedoch in den Köpfen derjenigen, die sie erlebt haben, lebendig. Leider lässt sich im Stadtarchiv Leipzig zu diesem Verein nichts mehr finden; die Aufzeichnungen des ehemaligen Kleingartenamts reichen bis 1922 zurück. Auch in den Versicherungsunterlagen zwischen 1936 und 1945 ist der Verein nicht zu finden, weshalb er vermutlich erst später entstanden ist.
Der Verein "Am Wasserturm", gelegen auf dem Gebiet der heutigen Wohneinheiten auf der anderen Seite der Tauchaer Straße, hatte vermutlich ebenfalls eine lange Geschichte als soziales Zentrum. Hier trafen sich die Menschen, um gemeinsam Zeit zu verbringen und sich auszutauschen. Doch auch hier musste Platz geschaffen werden für die wachsende Bevölkerung und die damit einhergehenden Ansprüche an modernen Wohnraum.
Nach einem Besuch des Stadtarchivs konnten wir herausfinden, dass der Verein bereits 1940 bestanden hat und über 46 Parzellen verfügte. Am 21. Februar 1941 gab es um 19 Uhr einen Termin am Wasserturm zum Thema „Aufbau einer Dauerkleingartenanlage“, bei dem jeder, der Interesse an einem Pachtgrundstück hatte, vorstellig werden konnte. Bereits am 2. Januar 1943 zählte der Verein 237 Mitglieder in 152 Gärten. Der Verein war Mitglied in der Kreisgruppe Leipzig der Kleingärtner e.V., und die 152 Parzellen erstreckten sich über 51.800 m², davon waren 44.900 m² Gemeindeland und 6.900 m² Privatland.
Für eine Erweiterung des Vereins wurde ein Reichsdarlehen beantragt und am 6. Juli 1942 in Höhe von 13.800 Reichsmark bewilligt. Pro Parzelle wurden 300 Reichsmark bereitgestellt. Der Verein bestand aus etwa 43 Parzellen, jeweils 300 m² groß. Die jährliche Pacht betrug 468 Reichsmark, was etwa 3 Reichspfennig pro m² entsprach.
Insgesamt wurden 26.675 Reichsmark aufgewendet, mit dem oben genannten Zuschuss der Stadt Leipzig zur Schaffung neuer Parzellen. Davon entfielen 16.100 Reichsmark für den Laubenbau, 4.500 Reichsmark für Erschließungsarbeiten, 800 Reichsmark für die Einfriedung, 875 Reichsmark für die Düngung, 1.500 Reichsmark für die Wasserversorgung, 900 Reichsmark für Pflanzen und Sämereien sowie 2.000 Reichsmark zur Entschädigung früherer Nutzungsberechtigter. 6.900 Reichsmark wurden als Eigenmittel angegeben und 4.600 Reichsmark als Wert der Mitarbeit.
1942 wurde also eine beträchtliche Summe investiert, um den Verein zu erweitern. Knapp 20 Jahre später musste der Verein jedoch aufgrund städtebaulicher Maßnahmen von der Tauchaer Straße in die Stralsunder Straße umziehen, um Platz für den Wohnungsbau in Mockau zu machen. Dies zeigt, wie sich die Prioritäten der Stadtplanung im Laufe der Zeit verändert haben.
Um die damalige Investition in heutige Verhältnisse zu setzen, kann man die Reichsmark in Euro umrechnen. Der Umrechnungskurs war wie folgt: Reichsmark in DDR-Mark: 1:1, DDR-Mark in DM: 2:1, DM in Euro: 1,95583.
Rechnen wir die 26.675 Reichsmark in Euro um:
- Zunächst entspricht 26.675 Reichsmark 26.675 DDR-Mark.
- Dann entspricht 26.675 DDR-Mark 13.337,5 DM (da 1 DDR-Mark = 0,5 DM).
- Schließlich entspricht 13.337,5 DM etwa 6.820,66 Euro (13.337,5 / 1,95583).
Daraus ergibt sich, dass die Investition von 26.675 Reichsmark etwa 6.820,66 Euro entspricht. Dies war eine beträchtliche Summe für damalige Verhältnisse, was die Bedeutung und den Wert, den die Stadt Leipzig dem Verein "Am Wasserturm" beimass, verdeutlicht.
Trotz dieser erheblichen Investition und der Bedeutung, die dem Verein zugemessen wurde, musste er knapp 20 Jahre später dem Wohnungsbau weichen. Diese Umsiedlung verdeutlicht den ständigen Wandel und die Anpassungsfähigkeit städtischer Gemeinschaften. Der Verein "Am Wasserturm" konnte seine Gemeinschaft dennoch teilweise bewahren und besteht bis heute als Verein "Am Wasserwerk" in der Stralsunder Straße. Dies zeigt den starken Zusammenhalt und die Anpassungsfähigkeit der Vereinsmitglieder, die ihre Gemeinschaft trotz der räumlichen Veränderungen fortführten.
Die Veränderungen im Wohnungs- und Städtebau in Leipzig-Mockau spiegeln die Entwicklungen jener Zeit wieder. Der Bedarf an neuen Wohnungen und die Ansprüche an zeitgemäßen Wohnraum führten dazu, dass bestehende Strukturen weichen mussten. Die 1970er Jahre waren eine Zeit des Aufbruchs und des Wandels, in der auch traditionelle soziale Treffpunkte und Vereine nicht unberührt blieben.
Heute prägen moderne Wohngebäude und Infrastrukturen das Bild von Leipzig-Mockau. Die einstigen Vereine und sozialen Treffpunkte mögen zwar verschwunden sein, doch ihre Bedeutung und ihr Erbe leben sicherlich in den Erinnerungen jener Bewohner fort, welche sich noch an die Zeit der drei Vereine erinnern. Die Geschichte dieser Orte ist ein wichtiger Teil der Identität des Stadtteils und erinnert daran, wie sich Leipzig-Mockau im Laufe der Jahre gewandelt hat.