Kleingartenverein Erlenstraße
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Verfasst am 19.12.2022 um 12:15 Uhr

Platz für mehr Grün -so begrünen Sie das Dach Ihrer Laube

Um noch mehr Grün in unsere Oasen zu bringen, bietet sich die Dachbegrünung von Lauben an. Mit der Begrünung Ihres Gartenhauses verwandeln Sie ungenutzte Flachen in zusätzliche Lebensräume für Pflanzen und Tiere wie Wildbienen, Schmetterlinge und Laufkäfer. Aber auch Sie selbst haben damit einen greifbaren Nutzen, z.B. eine verbesserte Schall- und Wärmedämmung. Die Minderung von Temperaturschwankungen im Dach bremst zudem die Ermüdung der Abdichtungsmaterialien – fachgerecht begrünte Dächer „leben“ langer als unbegrünte.

Dachstatik und Gefälle

Die Sanierung eines alten Daches, der Neubau einer Laube oder einer Garage – das sind ideale Gelegenheiten für den Einstieg in die Dachbegrünung. Zunächst sind die statischen Voraussetzungen zu klaren: Kann das Dach das zusätzliche Gewicht eines Begrünungsaufbaus tragen? Hier ist die Zusammenarbeit mit erfahrenen Dachdeckern anzuraten, denen Sie auch die Arbeiten an der Konstruktion und der Abdichtung des Daches anvertrauen sollten. Die Aufschüttung und Bepflanzung des Substrats können Gartenfreunde selbst erledigen.

 

Auch das Dachgefälle ist ein wichtiger Aspekt für die Planung. Nach heutigem Stand der Technik können auch Dächer mit starker Neigung begrünt werden. Das erfordert allerdings einen kostspieligen Systemaufbau. Dabei gilt es, die Dachränder zu verstärken, auf deren Blenden große Kräfte wirken. Für maximal 10° geneigte Flachdächer sind keine besonderen Vorkehrungen nötig.

 

Begrünungsformen

Bei der Wahl der Begrünungsform ist neben dem Gewicht des dafür nötigen Aufbaus der Pflegeaufwands entscheidend. Die extensive Begrünung eignet sich für Dächer mit geringen Lastreserven, ist pflegeleicht und relativ preisgünstig (ca. 50 € pro m2). Die Verwendung leichter mineralischer Substrate (Aufbauhöhe 8-15 cm) verursacht eine zusätzliche Dachlast von 60–150 kg/m2. Auf solchen nährstoffarmen Untergründen gedeihen anspruchslose, niedrigwüchsige Pflanzengesellschaften, die mit Sonne, Wind und Trockenheit gut zurechtkommen (Moose, Sukkulenten, Krauter, Graser) und auch den Winter unbeschadet überstehen.

 

Im Gegensatz dazu verlangt die einfache Intensivbegrünung mehr Pflege. Höhere Substratschichten – verbunden mit mehr Gewicht und Kosten – ermöglichen die Pflanzung mittelhoher Stauden. Rasenflächen, größere Sträucher oder gar Bäume kommen bei der Intensivbegrünung zum Einsatz, die höchsten Ansprüche an Statik und Geldbeutel stellen und somit im Kleingarten nicht relevant sind.

 

Extensive Begrünung

Für das Dach Ihrer Gartenlaube ist die extensive Begrünung geeignet. Dafür stehen Samenmischungen oder Flachballenpflanzen zur Verfügung. Bei Sedum- Begrünungen ist auch eine Sprossenaussaat möglich. Die Sprossen brauchen für die Wurzelbildung einen guten Kontakt mit dem Untergrund und werden nach dem Ausstreuen deshalb leicht eingeharkt. Eine Wasserung nach den Pflanzarbeiten fordert prinzipiell die Verbindung der Pflanzen mit dem Substrat. Die besten Anwachsergebnisse erzielen Sie in den niederschlagsreichen Monaten (je nach Witterung ab März bis Mai und von Oktober bis November). Zusätzliche Wässerungen mit dem Gartenschlauch sind dann in der Regel nicht mehr nötig.

Nach ein bis zwei Jahren bilden die extensiven Pflanzengesellschaften geschlossene Vegetationsdecken, die sich selbst erhalten. Wer nicht so lange warten mochte, kann auch Sedum-Matten als Fertigbegrünung auf dem Laubendach ausrollen. Extensiv begrünte Dächer verlangen lediglich ein bis zwei Pflegedurchgänge pro Jahr. Dabei werden unerwünschte Pflanzen, insbesondere Sämlinge von Birken, Pappeln und Kiefern, entfernt. Ihr Wurzeldruck kann sonst binnen fünf Jahren zur Gefahr für die Schichtung des Aufbaus und der Dachabdichtung werden. Auch schwierige Unkrauter und Kletterpflanzen sollten Sie rechtzeitig entfernen.

 

Der richtige Aufbau

Bei der Dachbegrünung gibt es drei verschiedene Aufbausysteme. Sie setzen eine obligatorische Schutzlage voraus, welche die Dachabdichtung vor Schaden bewahrt. Der dreischichtige Aufbau ist das Standardverfahren für die Intensivbegrünung, kann aber auch für extensive Begrünungen verwendet werden:

 

1. Auf der Schutzlage liegt eine Dränschicht, die das Überschusswasser der darüber liegenden Schichten aufnimmt und zu den Abläufen leitet. Die Dranschicht besteht meist aus Sand, Kies, Splitt, Lava oder Bims. Auch Recycling- Produkte auf der Basis von Tonziegeln kommen zum Einsatz.

 

2. Darüber liegt eine Filterschicht (Filtervlies). Durch sie fliest Wasser aus der Vegetationsschicht in die Dränschicht. Ihre Filterwirkung hält feine Boden und Substratteile zurück und verhindert ein Verschlammen der Dränschicht.

 

3. Zuoberst liegt die Vegetationsschicht. Sie besteht aus Boden- oder Schuttstoffgemischen und dient den Pflanzen als Substrat. Beim zweischichtigen Aufbau entfällt die Filterschicht. Das setzt voraus, dass Vegetationsschicht und Dranschicht „filterstabil“ sind. Die Korngrößen in beiden Schichten müssen so gewählt werden, dass kein Material Austausch stattfinden kann. D.h., die Zwischenräume der Dranschicht dürfen nicht so groß sein, dass feine Materialen des Bodens in sie eindringen und sie zusetzen können.

Der einschichtige Aufbau kommt ohne Filter und Dranschicht aus. Deren Funktionen übernimmt allein die Vegetationsschicht. Dieser Aufbau ist besonders für Dächer mit starkem Gefälle geeignet, da er nur eine geringe Dranleistung bietet. Bei einer Dachneigung unter 2° ist er nicht zu empfehlen, da es zur Bildung von Pfützen kommen kann, die sich negativ auf die Bepflanzung auswirken.

 

Eine komfortable, aber etwas kostspieligere Alternative zu den geschütteten Dranschichten sind Drainagesysteme aus Kunststoff, die an „Eierkartons“ erinnern und zugleich als Wasserspeicher für die Pflanzen dienen.

 

Geeignete Pflanzen

Gekielter Lauch, Roter Hängelauch (Allium carinatum)

Rosen-Zwerg-Lauch, Kaukasus-Lauch (Allium oreophilum)

Kugel-Lauch, Purpur-Lauch (Allium sphaerocephalon)

Silbergraues Steinkraut (Alyssum argenteum)

Goldhaar-Aster (Aster linosyris)

Sarmatische Glockenblume (Campanula sarmatica)

Filziges Hornkraut, Silber-Hornkraut (Cerastium tomentosum)

Blut-Nelke (Dianthus cruentus)

Heide-Nelke (Dianthus deltoides)

Blutroter Storchschnabel (Geranium sanguineum)

Östliches Wimper-Perlgras, Bewimpertes Perlgras (Melica ciliata)

Steinbrech (Saxifraga x arendsii)

Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre)

Deckblatt-Fetthenne, Gold-Sedum (Sedum aizoon)

Weiße Fetthenne, Schneepolster-Sedum (Sedum album)

Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum)

Sand-Thymian, Kriechender Thymian (Thymus serpyllum)

 

 

 

Sven Wachtmann, Vorstandsmitglied für Fachberatung

11/2020

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