Der Zeit zwischen den Jahren kommt in vielen Kulturen eine besondere Bedeutung zu. Die Tage sind sehr kurz, die Nächte lang. Es ist die Zeit der sogenannten Rauhnächte (auch Raunächte oder Rauchnächte). Sie beginnen in der Regel in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember und enden am 6. Januar. In manchen Regionen und Bräuchen starten sie auch schon zur Wintersonnenwende am 21. Dezember – dem kürzesten Tag des Jahres.
Um die Rauhnächte ranken sich viele Mythen. In den Rauhnächten öffnet sich dem Aberglauben zufolge eine Art Tor zwischen der geistigen und der realen Welt. Im Volksglauben heißt es daher auch, dass die Träume in diesen zwölf Nächten in Erfüllung gehen sollen. In den zwölf Nächten sollen die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt sein, Tiere können in dieser Zeit sprechen, Dämonen und Geister treiben ihr Unwesen und die Seelen der Verstorbenen haben Ausgang. Rausgehen sollte in dieser Zeit vermieden werden. Die Umtriebigen, umherziehenden Geister und Dämonen werden auch „Wilde Jagd“ genannt. Sie gelten als Vorbote für Unheil und Katastrophen wie Kriege, Dürren, Krankheiten oder den Tod. Der Anführer der „Wilden Jagd“ ist in manchen Regionen Wotan, in anderen Odin oder Frau Holle.
Es gibt viele verschiedene Rituale und Bräuche an den Rauhnächten. Woher der Name genau kommt, ist unklar. In manchen Überlieferungen wird eine Verbindung zu dem mittelhochdeutschen Wort rûch zurückgeführt, was so viel wie „haarig“ heißt. Damit könnten mit Fell bekleidete Dämonen gemeint sein, die im Volksglauben in diesen Nächten ihr Unwesen treiben. In anderen Überlieferungen stammt der Name vom Ritual des Räucherns. Denn bis heute ist es in einigen Regionen Tradition, in dieser Zeit mit Weihrauch Räume und Häuser „zu reinigen“ und somit böse Geister und Dämonen zu vertreiben. Früher wurden auch Ställe mit dem Räuchern „gereinigt“.
Zum Aberglauben gehört etwa auch, dass im Haus in dieser Zeit alles ordentlich sein soll und man keine weiße Wäsche waschen und auf eine Wäscheleine hängen darf. Denn die „Wilde Jagd“ könnte dadurch erst recht angelockt werden oder diese stehlen und sie dann im nächsten Jahr als Leichentuch für den Besitzer nutzen.
Noch heute werden die Tage zwischen Weihnachten und dem 6. Januar genutzt, um sich auf sich und die Liebsten zu besinnen und sich auf das neue Jahr vorzubereiten. Es ist ein Schwebezustand zwischen Rückschau auf das alte Jahr und neuen Plänen für das kommende, zwischen Ungewissheit und auch Hoffnung, was das nächste Jahr bringen mag.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in das neue Jahr!