Tiefwerderbrücke 1909 e. V.
Chronik

Originalzeichnung aus dem Jahre 1919

Der Beginn und Aufbau:


Um die Jahrhundertwende begann die Geschichte unseres Kleingartenvereins auf den Freiheitswiesen vor Tiefwerder, dem Fischerdorf an der Havel (nähe der Tiefwerderbrücke, am heutigen Tiefwerderweg). 


Durch die Nähe zur Havel wurden die Wiesen seit geraumer Vorzeit alljährlich vom Hochwasser überschwemmt. So bildeten sie den Spandauer Bauern gute Weidemöglichkeiten für ihr Vieh. Im Winter, wenn Eis und Schnee kamen, waren die Wiesen ein Schlittschuhparadies. Der Untergrund besteht zum größten Teil aus Ton, Morast und Faulschlamm. 


Überschwemmungen im Winter

Der Bauunternehmer Baethge hat am Rande der Freiheitswiesen, vor dem Jürgensgraben,  die einst der Domäne Dahlem gehörten,  einen Bauplatz angelegt (jetziges Anglergelände).  Der Pacht-Kontrakt von 10.11.1908 zwischen der Stadtgemeinde zu Spandau und dem Maurermeister L.Baethge sagt: 

"die Körner´sche Wiese am Tiefwerderweg und Jürgensgraben". 


Als die Bewohner des Dorfes Tiefwerder dies sahen und feststellten, dass sich auf dem Sumpfboden offenbar doch noch  feste Flächen befanden, fassten einige von ihnen Mut und begannen daraufhin kleine Gärten von ca. 200 qm anzulegen. Im August 1909 gründeten 10 Gartenfreunde den heutigen Kleingartenverein. Bis zum Jahr 1918 erweiterte sich der Verein auf 28 Mitglieder. Die Parzellen waren kleiner als heute. Heute handelt es sich um das Gelände Parz. 1-22. 

Nach dem 1. Weltkrieg wurden weitere Gärten angelegt. Im Jahre 1928 wurde die zunächst letzte Parzelle eingerichtet. Die Anlage der Gärten war mit erheblicher Arbeit verbunden. Unmengen von Sand und Mutterboden mussten mit Handwagen und Schubkarren herangeschafft werden, um das Gelände anzuheben. Aufgrund der herrschenden Wohnungsnot hatten sich 6 Gertenfreunde auf ihrer Parzelle einen ständigen Wohnsitz eingerichtet. Die Parzellen 1-33 bildeten den ersten Teil der Kolonie. Der heutige Amselweg zog die Grenze. 


Erst in den Jahren während des 2. Weltkrieges wurden wieder neue Gärten eingerichtet. Nach dem Krieg hat man mit Hilfe des Bauern Getzki, der mit seinem Lanz-Bulldozer den Hinteren Teil der Freiheitswiesen umpflügte, weitere Gärten abgesteckt. 


Zwar wurde das restliche Gelände der 2. Teil der Kolonie bewirtschaftet, die Grenzen der Gärten wurden gezogen, auch Pacht und Koloniebeiträge wurden gezahlt, doch offiziell wurden die Pachtverträge erst 1958 nachträglich geschlossen. Das ursprünglich ab 01.10.1945 als Grabenland vorgesehene Gelände wurde Dank zäher Verhandlungen mit dem Grundstücksamt als erweitertes Kleingartenland ausgewiesen. 


Zuerst waren es 66 Parzellen, doch durch Teilung wurden es letztlich 75 Parzellen und erst im Jahre 1958 wurden die Unterpachtverträge des 2. Teils abgeschlossen. 


Infolge der Wohnungsnot erhielt der Verein die Genehmigung , 11 Wohnlauben für Spandauer Wohnungslose Bürger zu errichten. Die Kolonie bestand jetzt aus 75 Parzellen, einschließlich der 11 Wohnlauben. Die Anlage der neuen Gärten gestaltete sich noch schwieriger als auf dem bisherigen Gartengelände. Neben Bombentrichtern, Sumpf und Morast, wurden die neuen Gartenparadiese im Winter von "Ebbe und Flut" heimgesucht und im Frühjahr gründelten die Ernten zwischen den Erdbeeren. Das gesamte Gelände musste einen halben Meter angehoben werden. In Gemeinschaftsarbeit wurden pro Parzelle 175 qm Erde aufgefüllt. Wer nicht rechtzeitig zur Sandablade kam, hatte das nachsehen. Man rechne sich aus, wieviel Schubkarren Sand bei 175 qm bewegt werden mussten.  Einige Gartenfreunde schafften diese Schinderei nicht und gaben auf. 


In diesen wirren Jahren, wo viele Menschen hungerten, konnten die Vereinsmitglieder mit frischem Obst und Gemüse die harten Zeiten überbrücken. Damit die Kleingärtner auch die Früchte ihrer Arbeit genießen konnten, mussten Nachtwachen organisiert werden, weil es genügend diebische Mitbürger gab, die versuchten, sich an den sauer verdienten Erträgen zu vergreifen. 


Inzwischen ist aus der Wasserlandschaft eine Grüne Oase geworden, in der wir uns, trotz der Gartenarbeit, vom Alltagsstress erholen. Durch den U-Bahnbau wurde das Grundwasser abgesenkt, so dass die Gärten nunmehr auch im Winter trockenen Fußes begehbar sind. 


Und heute ist die Kolonie ein eingetragener Verein mit Satzung. Das äußere Erscheinungsbild der Kolonie hat sich verändert. Die Wege wurden in Eigenarbeit befestigt, Eingangs- und Windschweintore angebracht. 


Eine Gemeinschaftsparzelle entstand am Rande der Kolonie, auf der regelmäßig Vereinssprechstunden und Feste stattfinden. 

Unsere Kolonie ist umgeben von naturbelassenen Wiesen, auf denen regelmäßig Wasserbüffel, Rinder, Schafe und Ziegen grasen.  Dieses Gebiet, inkl. unserer Kolonie, gehört zum Naturschutz- und Wasserschutzgebiet.